Verbraucherzentrale Hamburg kritisiert Fondspolicen

Verbraucherzentrale Hamburg

… und mir wird schlecht!

Wenn sich eine Verbraucherzentrale zu einem Thema äußert, sollte man gemeinhin annehmen können, dass die Ratschläge objektiv, gewissenhaft recherchiert und nachvollziehbar dargestellt sind. Das sieht die Verbraucherzentrale Hamburg anscheinend anders.

In einem Artikel vom 16. November 2015 teilt diese auf ihrer Internetseite ganz unverblümt und pauschal gegen Fondspolicen, also fondsgebundene Lebens- oder Rentenversicherungen, aus. Doch die Aussagen sind wage, unqualifiziert, teils schlichtweg falsch und von empfehlenswerten Alternativen für Verbraucher ist ebenfalls keine Rede. Hier der Link zum Artikel.

Schauen wir uns das also mal genauer an.

Das derzeitige Zinsniveau

Die aktuelle Niedrigzinsphase macht den klassischen Lebens- und Rentenversicherungen zu schaffen. Das ist jedoch keine neue Erkenntnis, sondern von jedermann nachzuvollziehen, der sich den Zinssatz seiner sicheren Anlagen wie dem Sparbuch oder Tagesgeldkonto vor Augen führt. Aus diesem Grund gehen Anbieter vermehrt dazu über, fondsgebundene Produkte mit geringeren oder keinen Garantien und einer erhöhten Ertragschance anzubieten. Dass dieses Vorgehen alternativlos und höhere Erträge für Verbraucher im Allgemeinen gut sind, verrät die Verbraucherzentrale Hamburg hingegen nicht.

„Finger weg“

Unter der Überschrift „Garantiert hohe Kosten“ beginnt die Schelte gegen die Versicherer und die Fondspolicen. Gleich im zweiten Satz schreibt die Verbraucherzentrale Hamburg vom „vagen Versprechen [der Versicherer] auf höhere Renditen“ und gibt den eindeutigen Rat: „Finger weg“.

Langsam. Ein Versprechen auf höhere Renditen? Welcher Versicherer hat denn jemals eine höhere Rendite bei einer Fondspolice VERSPROCHEN? Das wäre mehr als unseriös; wenn das Geld des Versicherten in Fonds fließt, kann und wird kein Versicherungsunternehmen irgendeine Auszahlung versprechen. Wie auch?

Höheres Risiko ermöglicht höhere Renditechance

Jeder fachkundige Marktbeobachter weiß jedoch, dass sich ein höheres Risiko in einer höheren Renditeerwartung widerspiegelt. Hierbei handelt es sich um einen wirtschaftlich feststehenden Zusammenhang – was genau können die Versicherer und das Produkt der Fondspolice dafür?

Die Begründung, warum der Verbraucher nun deswegen die Finger von den Fondspolicen lassen soll bleibt uns die Verbraucherzentrale Hamburg außerdem schuldig. Mehr zur Interpretation der Verbraucherzentrale zu diesem Zusammenhang gleich. Mir wird jetzt schon mulmig.

„Die Grundprobleme“

Im Folgenden tituliert die Verbraucherzentrale Hamburg die Versicherungen pauschal als intransparent, teuer und unflexibel. Richtig ist, dass die Kosten von Fondspolicen teilweise wirklich nicht transparent sind und nur versteckt ausgewiesen werden. Das gilt für viele Produkte, aber längst nicht für alle. Richtig ist auch, dass über die ersten Jahre ein Teil der Beiträge zur Tilgung der Abschlusskosten herangezogen werden. Daraus finanziert ein Versicherungsmakler übrigens die Beratungsleistung, die die Verbraucherzentrale separat in Rechnung stellt. Das wird hier jedoch nicht erwähnt. Und macht es ein Produkt per se schlecht, wenn die Kosten nach ebendiesem Schema verteilt werden? Und welche Leistung bekommt der Verbraucher am Ende dafür noch? Auch hiervon findet sich im Text nichts.

Der Artikel der Verbraucherzentrale Hamburg liest sich wie eine generelle Warnung vor Fondspolicen, ohne die Vorteile auch nur im Ansatz zu erwähnen. Lebenslange Rentenzahlung, kostenlose Tauschmöglichkeiten der Fonds (ja, oft ohne Ausgabeaufschlag), Beteiligung an den Fondskosten über sog. Kickbacks, kostenloses Ablaufmanagement – um nur mal ein paar Vorteile zu nennen, die die Verbraucherzentrale anscheinend übersehen hat.

Versicherer behalten Beiträge ein?

Weiter heißt es: „Der Versicherer kann gut die Hälfte der bereits eingezahlten Beiträge einbehalten. Noch vor wenigen Jahren durfte er sogar die gesamten Einzahlungen behalten.“ Falsch! Einbehalten werden die Kosten, die sich von Anbieter zu Anbieter unterscheiden (auch hiervon erfährt der Verbraucher nichts), niemals die Beiträge des Versicherten.

Kündigung zu empfehlen?

Die Verbraucherzentrale Hamburg weist zudem darauf hin, dass es sich für Kunden lohnen könne, eine Nachzahlungspflicht des Versicherers zu prüfen, wenn sie eine Fondspolice gekündigt haben. Doch lohnt sich eine Kündigung überhaupt, gerade weil die Abschlusskosten in den ersten Jahren bereits gezahlt worden sind? Du wirst es erahnen, auch dazu erfährt der Verbraucher: Nichts.

Was denn nun?

Und die nun folgende „Logik“ ist richtig spannend. Leider wird es jetzt so abstrus, dass mir das vermutlich niemand glauben würde, wenn ich es nicht wörtlich zitieren würde, also mache ich das mal:

Bei einer klassischen Lebens- oder Rentenversicherung „investieren Versicherer größtenteils in risikoarme Papiere, zum Beispiel in Staats- oder Unternehmensanleihen mit langen Laufzeiten“, so die Verbraucherzentrale Hamburg, und zieht folglich das Fazit einer „niedrige[n] Verzinsung“.

Soweit, so gut. In einem späteren Absatz heißt es dann zur Beitragsgarantie in Fondspolicen, die übrigens oftmals über genau über die gleiche klassische Anlage (im Deckungsstock des Versicherers) gebildet wird: „Nur einige wenige Vertragsmodelle sehen eine garantierte Rückzahlung der eingezahlten Beträge vor. Doch diese Garantie ist teuer – und das schmälert wiederum die in Aussicht gestellte Rendite.“

Die Erkenntnis, Garantien sind teuer und beeinträchtigen die Renditeaussichten – die ist korrekt. Nun könnte ein mitdenkender Leser auf die folgerichtige Idee kommen, dass dann doch Fondspolicen genau der richtige Weg seien.

Nicht so aber die Verbraucherzentrale Hamburg. Diese schreibt weiter zu den fondsgebundenen Angeboten der Versicherer: „Die Anbieter versprechen höhere Renditen, indem sie das Geld der Kunden in Aktien- und Investmentfonds anlegen. […]  Bei der Altersabsicherung  ist der Versicherte dagegen den Berg- und Talfahrten der Aktienmärkte ausgeliefert: Auf den meisten Versicherungsscheinen steht in der Regel keine garantierte Summe, die dem Versicherten am Ende der Vertragslaufzeit zusteht“.

Jetzt wird es abenteuerlich

Fassen wir also zusammen: Klassische Versicherungen mit Garantie sind zu renditearm, Fondspolicen ohne Garantien zu riskant; mehr noch: Der Kunde wird „ausgeliefert“. Niemand wird dem Aktienmarkt ausgeliefert; der Kunde kann seine Investments frei wählen und sich dafür sogar noch beraten lassen. Was soll der Verbraucher denn nun tun? Statt einer Schelte gegen die Versicherer wäre hier eine Handlungsempfehlung wünschenswert gewesen. Doch wie hätte die auch aussehen sollen, wenn doch alle Wege augenscheinlich nachteilig sind?

Verbraucherzentrale Hamburg gegen die Welt?

Haben die Autoren überhaupt gelesen, was sie da geschrieben haben? Der Artikel ist weltfremd, fachlich inkorrekt und verwirrt mehr als dass er Nutzen stiftet. Übrigens: Mindestens 1,80 EUR pro Minute soll ein Verbraucher zahlen, wenn er sich telefonisch von einem „Experten“ der Verbraucherzentrale Hamburg beraten lassen will. Eine deutlich qualifiziertere Beratungsleistung gibt es bei deinem Versicherungsmakler – übrigens sind dessen Beratungs- und Vermittlungsleistung bereits in den Kosten einer Fondspolice enthalten.

Und ein Makler hat seine Sachkunde in der Versicherungsberatung nachzuweisen, bevor er tätig werden darf; ein Mitarbeiter der Verbraucherzentrale Hamburg nicht. Aber das haben sie gewiss nur vergessen zu erwähnen…

Mir fehlen die Worte

Oft lese ich in anderen Medien von der Angst vor der Altersvorsorge oder dem Zurückhalten der Verbraucher wenn es um Vorsorgebemühungen geht. Heute verstehe ich auch, warum das so ist. Mit diesem Artikel hat die Verbraucherzentrale Hamburg wirklich niemandem geholfen. Stattdessen hat sie wirtschaftlich logische Zusammenhänge wie das Zusammenspiel von Sicherheit und Rendite zwecks einer abenteuerlichen Schelte gegen Fondspolicen missbraucht. Ich stelle in Frage, dass das einem Verbraucher dabei hilft, richtige Entscheidungen für seine Altersvorsorge zu treffen.

„Ein verbraucherfreundlicher Versicherungsschutz sieht anders aus“

Mit diesem Satz endet der Artikel der Verbraucherzentrale. Zum Glück endet er, denn bald hätte ich Baldrian benötigt, wenn ich von diesem Unfug noch mehr hätte lesen müssen…

Mein Fazit: Ein verbraucherfreundlicher Artikel sieht anders aus

Fakten, Tipps, wie man es richtig macht, Lösungsvorschläge – Fehlanzeige. Wer diesen Rat der Verbraucherzentrale Hamburg gelesen hat, ist anschließend zurecht verunsichert. Zunehmend häufiger frage ich mich, mit welchem Recht diese Organisation aus Steuermitteln subventioniert wird.

Konkrete Handlungsempfehlungen für oder gegen Garantien kann natürlich niemand pauschal geben – genau deswegen ist die Analyse jeder individuellen Situation auch so wichtig. Ob dir persönlich Garantien wichtig sind oder ob du dir die Chance auf eine hohe Rendite zugunsten hoher Investitionsquoten in Aktienfonds sichern möchtest und zu guter Letzt welches Produkt für deine Wünsche das Richtige ist, zeige ich dir gerne. Und denke bei einer Altersvorsorge auch immer daran, dass am Ende eine lebenslange Rente wichtig ist, damit du nicht „am Ende des Geldes noch lebst“. Da fällt mir auf: Alles das kann eine Fondspolice! Krass, oder?

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