Berufsunfähigkeitsversicherung mit Altersvorsorge kombinieren?
Was dafür und was dagegen spricht.
Selten sind sich die Lager aus Verbraucherschutz, Politik und Versicherungen so einig wie in diesem Punkt: Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist für nahezu jeden Deutschen ein absolutes Muss.
Worauf beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung zu achten ist und wann der richtige Zeitpunkt für den Vertragsabschluss ist, habe ich in meinem vorangegangenen Blogartikeln bereits ausführlich erläutert.
Eine Frage bleibt jedoch offen – und die Meinungen hierzu sind verschieden: Sollte ich mich in einem eigenständigen Versicherungsvertrag gegen das Risiko der Berufsunfähigkeit absichern oder die Berufsunfähigkeitsversicherung mit Altersvorsorge in einem Vertrag kombinieren? Was für die eine und was für die andere Möglichkeit spricht.
Selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung
Eine reine Absicherung gegen Berufsunfähigkeit ist die selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung, kurz SBU genannt. Hierbei zahlst du monatlich oder jährlich einen Betrag, der rein für das Risiko der eintretenden Berufsunfähigkeit verwendet wird. Mit wenigen Ausnahmen bleibt der Beitrag über die gesamte Vertragslaufzeit gleich. Ein Sparvorgang für die Altersvorsorge findet hierbei nicht statt.
Was spricht für eine selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung?
Der große Vorteil bei dieser Variante ist der geringere Beitrag. Da kein Teil der Prämie für die Absicherung von zusätzlichen Risiken wie der Altersvorsorge verwendet wird, ist diese Form der Berufsunfähigkeitsversicherung natürlich die günstigste.
Da der Beitrag zur Berufsunfähigkeitsversicherung in der Regel nur für gewisse limitierte Zeiträume ausgesetzt werden kann, wenn beispielsweise Elternzeit oder Arbeitslosigkeit vorliegt, ist es nicht selten sinnvoll, diese Versicherung auch in solchen Zeiten finanzieller Engpässe zu bedienen. Ein geringer Beitrag kann hier also von Vorteil sein. Außerdem ist die SBU transparenter als die Berufsunfähigkeitsversicherung mit Altersvorsorge, weil du hier auf den Cent genau weißt, wie viel Geld du in deine Arbeitskraftabsicherung investierst.
Worauf ist hierbei zu achten?
Doch – wie oft wenn eine Versicherung nach der Prämie ausgewählt wird – ist bei dieser Herangehensweise Vorsicht geboten. Wer als Angestellter berufsunfähig wird, also in seinem Beruf nicht mehr arbeiten kann, bekommt nur sechs Wochen lang eine Lohnfortzahlung durch seinen Arbeitgeber und maximal 78 Wochen Krankengeld durch seine Krankenkasse. Nur in dieser Zeit werden noch Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung gezahlt (und beim Krankengeldbezug auch schon deutlich weniger als zuvor), anschließend erfolgt keine weitere Zahlung an die Rentenversicherung.
Die Konsequenz ist häufig Altersarmut als Folge von – gerade früh eintretender – Berufsunfähigkeit. Ergo muss die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente so gewählt werden, dass auch während der Zeit der Berufsunfähigkeit private Altersvorsorge betrieben werden kann, um ebendiesem Problem zu entgehen.
Viele Versicherer erlauben, maximal 80% des Nettoeinkommens als Berufsunfähigkeitsrente zu versichern. In vielen Fällen genügt das jedoch nicht, um die laufenden Kosten des Lebens zu tragen und zugleich ausreichend Geld für das Alter zurückzulegen.
Für wen ist das sinnvoll?
Wer das Hauptaugenmerk auf die Finanzierbarkeit der Absicherung liegt, fährt mit einer selbstständigen Berufsunfähigkeitsversicherung gut. Auch wessen Einkommen in Zukunft nur schwer planbar ist, weil z.B. der Arbeitsvertrag befristet ist, der kann mit einer selbstständigen Berufsunfähigkeitsversicherung die richtige Wahl treffen.
Kombination mit Risikolebensversicherung
Einige Anbieter bieten Berufsunfähigkeitsversicherungen nicht selbstständig, sondern nur in Kombination mit einer Risikolebensversicherung an. Das bedeutet, dass neben dem Risiko der eintretenden Berufsunfähigkeit auch das Todesfallrisiko während der Vertragslaufzeit mit abgesichert ist. Dieser „Todesfall-Baustein“ kann jedoch auch mit einer nur sehr geringen Leistung gewählt werden, sodass dieser Zusatz nicht teuer sein muss und im Vergleich mit einer Kombination von einer Berufsunfähigkeitsversicherung mit Altersvorsorge eher wie eine selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung betrachtet werden kann, da hierbei ebenfalls kein Sparvorgang für das Alter betrieben wird.
Kombination von Berufsunfähigkeitsversicherung mit Altersvorsorge
Bei einer Kombination der Berufsunfähigkeitsabsicherung mit Altersvorsorge werden diese beiden Bausteine in nur einer Police abgebildet. Man zahlt also regelmäßig einen Beitrag für die Absicherung beider Risiken. In diesem Zusammenhang wird in aller Regel eine Rentenversicherung mit einer Berufsunfähigkeitszusatzversicherung, kurz BUZ, kombiniert.
Was spricht für die Kombination der Berufsunfähigkeitsversicherung mit Altersvorsorge?
Der große Vorteil hierbei ist, dass im Falle von eintretender Berufsunfähigkeit nicht nur die versicherte BU-Rente gezahlt wird, sondern zusätzlich der Sparvorgang fürs Alter beitragsfrei von der Versicherung übernommen wird. So ist es sogar möglich, eine garantierte Beitragssteigerung des Sparbeitrags im BU-Fall zu versichern. Das heißt, dass das Versicherungsunternehmen bei andauernder Berufsunfähigkeit Jahr für Jahr einen höheren Betrag fürs Alter des Versicherten spart – beitragsfrei! So wird der Wegfall der Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung kompensiert und dafür Sorge getragen, dass auch im Alter noch ausreichend Rente zur Verfügung steht.
Je nach gewähltem Versicherungsunternehmen kann ein nicht zu unterschätzender weiterer Vorteil der Berufsunfähigkeitsversicherung mit Altersvorsorge sein, dass der Teil des Beitrags für die Absicherung der Berufsunfähigkeit nicht konstant wie bei der SBU ist, sondern variabel. Das bedeutet konkret, dass gerade in den ersten Jahren (wenn das BU-Risiko für den Versicherer noch gering ist) nur ein geringer Teil des Gesamtbeitrags für das BU-Risiko und demnach ein höherer Teil für die Altersvorsorge verwendet wird. Erst im Laufe der Vertragsdauer steigt dann der Prämienteil fürs BU-Risiko, da der Eintritt des BU-Falls im höheren Alter wahrscheinlicher wird. Auf diese Weise profitieren Versicherte von einem hohen Zins- und Zinseszinseffekt.
Für wen ist das sinnvoll?
Sinn macht die Kombination von Berufsunfähigkeitsversicherung mit Altersvorsorge vor allem für Menschen, die mit einer höheren monatlichen Belastung leben können, weil das Einkommen in Zukunft recht sicher ist und temporäre Zeiten eines geringen Einkommens wie Elternzeit im Notfall mit etwas Erspartem überbrückt weren können.
Außerdem Leute mit einem höheren Arbeitseinkommen und Selbstständige, die oftmals die komplette Altersvorsorge alleine stemmen müssen, sollten sich unbedingt mit diesem Kombinationsmodell beschäftigen.
Fazit
Auch wenn immer wieder selbsternannte Experten und sogar „Verbraucherschützer“ die eine oder die andere Möglichkeit als einzig sinnvolle Variante abstempeln, so hat doch jede Möglichkeit ihre eigenen Vorzüge. Informiere dich also vor Vertragsabschluss gut, triff deine Entscheidung überlegt und beachte am besten auch die Tipps in meinen anderen Blogartikeln.
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[…] Grundsätzlich sind sowohl die Vorsorge für das Alter als auch die Absicherung der Arbeitskraft wichtig. Dennoch sind die Themen nicht zwingend zusammenhängend und sollten losgelöst voneinander betrachtet werden. Zu diesem Thema empfehle ich dir meinen Blogartikel „Berufsunfähgkeitsversicherung mit Altersvorsorge kombinieren?“. […]
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